20.09.2023 - Rückkehr des Heine-Denkmals in die Friedberger Anlage

Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig

Die Umweltdezernentin
Rosemarie Heilig

PRESSEINFORMATION
20.09.2023

Rückkehr des Heine-Denkmals in die Friedberger Anlage

Das Heine-Denkmal ist in die Nähe seines ursprünglichen Standortes zurückgekehrt. Es gilt als das erste Denkmal für den Dichter deutschlandweit. Anlässlich seiner Neuaufstel-lung in der neu gestalteten Friedberger Anlage schräg gegenüber dem Hochbunker ver-anstaltete die Initiative 9. November e.V. einen öffentlichen Festakt. Das Programm der Feier beinhaltete Beiträge des Heinrich-Heine-Chors mit Liedern nach Texten von Heine und des Theaters Willy Praml mit Szenen aus „Shylock erklärt Shylock“ basierend auf Textauszügen aus „Shakespeares Mädchen und Frauen“ von Heine (1838 im Pariser Exil geschrieben). Der Frankfurter Stadthistoriker Björn Wissenbach sprach ausführlich über die Geschichte des Heine-Denkmals, zu dem er sein jüngstes Buch verfasste.

„Wir freuen uns über die Rückkehr des Denkmals in die Friedberger Anlage. Ursprüng-lich in Blickachse zu der prächtigen Synagoge der Israelitischen Religionsgesellschaft aufgestellt, verweist das Denkmal heute auf den von französischen Zwangsarbeitern er-richteten Hochbunker. Eine dramatische Zeitschicht liegt dazwischen. Eine Zeitschicht, in der die Stadt Frankfurt und ihre Bürgerinnen und Bürger in die Barbarei abrutschten; in der unmenschliche Verbrechen vor den Augen zahlreicher Zeugen stattfanden; in der Frankfurter Jüdinnen und Juden zu Opfern von Raub, Verfolgung, Deportationen und Mord wurden“, so Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig und verwies auf das schwere Erbe.
Klima- und Umweltdezernentin Rosemarie Heilig betonte auch die Bedeutung der Fried-berger Anlage als Teil der historischen Wallanlagen: „Nach und nach erneuern wir seit einigen Jahren die Wallanlagen, unser grünes Band inmitten der Stadt, geschützt durch die Wallservitut, einem sehr vorausschauenden Regelwerk früherer Stadtväter. Es freut mich, dass mit der Neugestaltung der Friedberger Anlage nun nach Jahrzehnten das Heine-Denkmal zurückkehrt an seinen ursprünglichen Platz. Ich bin begeistert, dass die Initiative 9.November den Anstoß gegeben hat. So wie wir nie in die Wallservitut eingrei-fen dürfen, so wird auch hoffentlich niemand wieder Hand anlegen an dieses Denkmal und es von seinem angestammten Platz verbannen.“

Das Denkmal für Heinrich Heine (1797 - 1856), einen der bedeutendsten deutschen Dichter des 19. Jahrhunderts, der auch als politisch engagierter Essayist und Satiriker teils geachtet, teils gefürchtet war, wurde vom Bildhauer Georg Kolbe geschaffen und 1913 errichtet. Bereits kurz nach Einweihung des Heine-Denkmals machte sich in natio-nalistischen und antisemitischen Kreisen empörte Polemik breit, die Heine, dem Juden und Kritiker des „Deutschtums“, die Qualität und das Recht absprach, mit einem Denkmal geehrt zu werden. Der antisemitische Hass auf ihn und sein Denkmal erreichte seinen Höhepunkt 1933, nur wenige Wochen nach der Machtübergabe an die Nationalsozialis-ten. Die beiden Tänzerfiguren Kolbes wurden durch einen rechten Mob vom Sockel ge-rissen, der Sockel mit dem Relief Heines zerstört. Der damalige Direktor der Städtischen Galerie rettete die Figuren heimlich in der Nacht und stellte sie dann unter dem Titel „Frühlingslied“ im Garten des Städel-Museums aus. Der Bezug zu Heinrich Heine war dadurch nicht mehr gegeben. Durch die Alliierten wurde das Denkmal 1947 erneut, diesmal mit neuem Sockel und neuem Porträtrelief, aufgestellt. Allerdings an einem un-scheinbaren Ort in der Taunusanlage, weit weg vom stark jüdisch geprägten Frankfurter Ostend.

Die Initiative 9. November e.V., deren Ziel es ist, die Erinnerung an die durch die Natio-nalsozialisten ermordeten Jüdinnen und Juden wach zu halten und die dazu im Hoch-bunker Ausstellungen zeigt und Veranstaltungen durchführt, hat sich seit Jahren für die Rückkehr des Denkmals an seinen alten Platz engagiert und sieht sich nun am Ziel.
„Wir freuen uns über unseren neuen Nachbarn. Heine ist aus der Diaspora zurück im Frankfurter Ostend. Das jüdische Ostend ist um einen der Ihren wieder reicher!“, sagte Renata Berlin vom Vorstand des Vereins.


Dezernat Kultur und Wissenschaft
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Jana Kremin
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