10.05.2023 - Barbara Honigmann erhält Goethepreis 2023

 

Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig

PRESSEINFORMATION
10.05.2023

Barbara Honigmann erhält Goethepreis 2023

Der mit 50.000 Euro dotierte Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main geht im Jahr 2023 an die Schriftstellerin Barbara Honigmann. In ihrem literarischen Werk als auch in ihrem Leben spiegeln sich die Abgründe des 20. Jahrhunderts wieder. Honigmann gehört zur Holocaust-Nachfolgegeneration und lebte bis zu ihrer Ausreise 1984 in der DDR. Die autobiografisch grundierten Romane von Honigmann erzählen von jüdischen Schicksalen sowie ihren enttäuschten Hoffnungen an eine bessere und gerechtere Welt in der Nachkriegszeit. In ihrer Gesamtheit bildet ihr Werk eine Chronik des 20. Jahrhunderts, die das Judentum auf berührende und eindrückliche Weise näherbringt. Die Laudatio wird der Lyriker und Liedermacher Karl Wolf Biermann halten.

Die kommissarische Oberbürgermeisterin Nargess Eskandari Grünberg begrüßt als Vorsitzender des Kuratoriums die Entscheidung: „Barbara Honigmanns Werke sind Zeugnisse des Gefühlslebens der Zweiten Generation von Schoah-Überlebenden. In ihnen kommt all der Schmerz, die tradierten Traumata und die Unbehaustheit zum Ausdruck, die viele Kinder Überlebender ein Leben lang begleiten. Honigmann schreibt autobiografisch inspiriert, gibt damit aber auf literarisch kreative, verspielte und liebevolle Weise etlichen Menschen eine Stimme, die zu oft übersehen wurden. Ihre Reflexionen über jüdische Identität in Europa machen sie zu einer mehr als würdigen Trägerin des Goethe-Preises.“

Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig ergänzt: „Mit Barbara Honigmann haben wir eine dem Goethepreis würdige Preisträgerin ausgewählt. Die bereits vielfach ausgezeichneten Romane von Barbara Honigmann ermessen einen literarischen Raum, der von der Provinzialität der DDR bis hin zu einem multiethnischen Viertel in Straßburg reicht. Es sind literarische Zeugnisse von jüdischen Menschen, die dem Nationalsozialismus entronnen, die Grunderfahrung einer Fremdheit und Exklusion auch noch im Sozialismus erfahren mussten. Von großen Desillusionierungen und der Rettung durch die Rückkehr zum Judentum erzählt Barbara Honigmann in einer klaren und kunstvoll einfachen Sprache, die der Tiefe des Stoffes eine ungemeine Intensität verleiht.“

Barbara Honigmann wurde 1949 in Berlin (Ost) geboren. Ihre Eltern hatten im Exil überlebt und waren 1947 remigriert, um den Aufbau eines neuen Deutschlands zu unterstützen. Sie studierte Theaterwissenschaft an der Humboldt-Universität und war anschließend als Dramaturgin und Regisseurin in Brandenburg und an der Volksbühne in Berlin tätig. Seit 1975 lebt und arbeitet sie als freie Schriftstellerin. Bevor sie 1984 aus der DDR in die Bundesrepublik ausreiste, setzte eine intensive Auseinandersetzung mit ihren jüdischen Wurzeln ein, die in einem Bekenntnis zum orthodoxen Judentum mündete. Zu den wichtigsten Büchern aus ihrem umfangreichen Œuvre zählen u.a. „Roman von einem Kinde. Erzählungen“ (1986), „Soharas Reise“ (1996), „Alles, alles Liebe“ (2000), „Ein Kapitel aus meinem Leben“ (2004), „Bilder von A.“ (2011), „Chronik meiner Straße“ (2015) und „Georg“ (2019). Barbara Honigmann wurde mit dem Aspekte-Literaturpreis 1986, dem Kleist-Preis 2000, dem Jean-Paul-Preis für das Lebenswerk (2021) und 2022 mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung ausgezeichnet. Sie ist ebenfalls Autorin von Essays und Hörspielen sowie Theaterstücken. Barbara Honigmann wirkt auch als Bildende Künstlerin und lebt mit ihrem Mann in Straßburg. Ihre Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt.

Der Goethepreis der Stadt Frankfurt am Main wird alle drei Jahre am Geburtstag Johann Wolfgang Goethes, dem 28. August, an eine Persönlichkeit verliehen, „die durch ihr Schaffen bereits zur Geltung gelangt und deren schöpferisches Wirken einer dem Andenken Goethes gewidmeten Ehrung würdig ist“.

Das Kuratorium setzt sich in diesem Jahr neben den ständigen Mitgliedern aus der Schriftstellerin Zsuzsa Bank, der Dichterin Marion Poschmann und der Literaturkritikerin Beate Tröger zusammen.

Die letzten Preisträger waren 2020 Dževad Karahasan, 2017 Ariane Mnouchkine, 2014 Peter von Matt, 2011 Ali Ahmad Said Esber – Adonis und 2008 Pina Bausch, 2011. Frühere Preisträger waren unter anderem Sigmund Freud (1930), Hermann Hesse (1946) und Thomas Mann (1949). Erster Goethepreisträger war im Jahr 1927 Stefan George.


Dezernat Kultur und Wissenschaft
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