07.12.2023 - Einzigartiges Relikt jüdischer Kulturgeschichte Frankfurts: Gewölbe der ehemaligen Judengasse erhält kulturelle Nutzung

 

Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig

PRESSEINFORMATION
07.12.2023

Einzigartiges Relikt jüdischer Kulturgeschichte Frankfurts: Gewölbe der ehemaligen Judengasse erhält kulturelle Nutzung

Aus dem 19. Jahrhundert in die Gegenwart: Das Jüdische Museum Frankfurt wird in dem steinernen Gewölbekeller unter dem Haus „An der Staufenmauer 11“ einen neuen Ort für kulturelle Zwecke entwickeln. Der Raum stammt aus der Zeit der Judengasse – nach deren Bombardierung durch die französischen Revolutionstruppen. Das Grundstück gehörte einst Joseph Moses Rindskopf, der hier 1809 anstelle von fünf niedergebrannten Häusern der Judengasse ein Stadtpalais errichtete. Ein Schlussstein mit der Inschrift „IMR 1809“ erinnert vor Ort an den einstigen Bauherrn.

Die bislang unbekannten Räumlichkeiten wurden im Vorfeld des Festivals „Mapping Memories: Judengasse Extended“ von den Besitzern denkmalgerecht wiederhergerichtet und der Öffentlichkeit im Zeitraum vom 13. bis 30. April 2023 erstmals zugänglich gemacht. Was im Frühjahr nur eine Vermutung war, bestätigte sich durch die städtebauliche Lage und den Baubefund: Bei dem Gewölbe handelt es sich um ein einzigartiges Zeugnis der jüdischen Emanzipation in Frankfurt zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Bislang ist kein Relikt aus der Frankfurter Judengasse bekannt, das sich in einem ähnlich guten, da komplett erhaltenen, Zustand befindet.

Die Planungen des Jüdischen Museums sehen vor, den Gewölbekeller in Zukunft zur historisch-politische Bildung zu nutzen mit besonderen Blick auf den Kampf um Gleichberechtigung von Jüdinnen und Juden in der Stadtgesellschaft. Neben einer Präsentation von Artefakten sollen vor Ort zudem Performances sowie andere Veranstaltungen stattfinden und die Öffentlichkeit partizipativ angesprochen werden. Das Jüdische Museum setzt dabei nicht nur auf eine Fortsetzung der bewährten METAhub-Projektkooperation mit dem Archäologischen Museum und dem Künstler*innenhaus Mousonturm, sondern erweitert die Partnerschaft um das Historische Museum Frankfurt, das Deutsche Architekturmuseum, das Architekturbüro Wandel Lorch Götze Wach und den Fachbereich Öffentlicher Raum des Stadtplanungsamts. Als Auftakt für die neuartige, interdisziplinäre Bespielung des Gewölbekellers ist ein weiteres Mapping-Memories-Festival vom 21. bis 24. März 2024 geplant, das zugleich auch den Abschluss des bisherigen METAhub-Projekts bildet.

„Ich bin außerordentlich glücklich, dass es uns gelungen ist, diesen bedeutenden Ort für die Vermittlung jüdischer Kulturgeschichte zu sichern. Bereits während der Veranstaltungstage von Mapping Memories im vergangenen Frühjahr ist das wiederentdeckte Gewölbe auf ein hohes öffentliches Interesse gestoßen, das wir nun weiter bedienen können,“ erklärt Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig. „Gerade in Zeiten eines offen zu Tage tretenden Antisemitismus‘ und grassierender Geschichtsrevision ist es ein wichtiges Signal, dass unsere Stadt ihr jüdisches Kulturerbe sichtbar macht und ein zusätzliches Vermittlungsangebot ermöglicht. Es ist einer großen gemeinsamen Anstrengung von Politik, Jüdischem Museum und Kulturamt zu verdanken, dass wir diesen kulturhistorisch bedeutenden Ort nun dafür nutzen können.“

Und Marcus Gwechenberger, Dezernent für Planen und Wohnen, ergänzt: „Die Straße „An der Staufenmauer“ ist der letzte vorhandene Abschnitt der ehemaligen Judengasse. Anfang 2024 wurden im öffentlichen Raum Maßnahmen umgesetzt, um die Geschichte des Ortes zu vermitteln. Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam mit den Anliegerinnen und Anliegern in den kommenden Jahren weitere Maßnahmen umsetzen können.“

„Ich freue mich sehr darauf, den einzigartigen Gewölbekeller in Zukunft mit bewährten und neuen Kooperationspartnern zu gestalten und mit der Öffentlichkeit an historischem Ort eine interdisziplinäre Auseinandersetzung über jüdische Geschichte, Stadtentwicklung und die Aktualität des Ringens um Gleichberechtigung zu beginnen“, sagt die Direktorin des Jüdischen Museums, Prof. Dr. Mirjam Wenzel.

Der Privateigentümer und das Frankfurter Kulturamt haben sich auf eine Anmietung des Gewölbes für zunächst zwei Jahre verständigt. In diesem Zeitraum sollen die Planungen des Jüdischen Museums erprobt und mit Blick auf eine weiterführende Nutzung evaluiert werden. Die Umsetzung erfolgt in Abstimmung mit städtebaulichen Maßnahmen, die eine Neugestaltung des Areals an der Staufenmauer sowie der Umgebung rund um die zerstörte Hauptsynagoge im Rahmen des Programms „Schöneres Frankfurt“ vorsehen.

Für den zweijährigen Kulturbetrieb ist ein Gesamtbudget von rund 480.000 Euro vorgesehen, das sich zu 80 Prozent aus Mitteln des Innenstadtprogramms „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen sowie der Frankfurter „Initiative Innenstadt“ finanziert.
 

Dezernat Kultur und Wissenschaft
Pressesprecherin und Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit
Jana Kremin
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