Grußworte

Auf die Frage „Was ist Zeit?“ gibt der heilige Augustinus in seinen berühmten gewordenen „Bekenntnissen“ die weise Antwort: „Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es; will ich es einem Fragenden erklären, weiß ich es nicht.“ Dass die Frage nach der Zeit auch die Literatur umtreibt, beweist literaTurm 2014, das große Literaturfestival FrankfurtRheinMain. Unter dem Motto „Literatur und Zeit“ versammelt es Schriftstellerinnen und Schriftsteller, deren Werke unterschiedlicher kaum sein könnten. Und doch ist ihnen gemeinsam, dass sie sich dem Phänomen Zeit in ihrem Schreiben literarisch annähern. In Romanen, Erzählungen und Gedichten machen sie Werden und Vergehen sinnlich erfahrbar und verdichten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu einem eigenen Zeitmodus.

literaTurm bleibt also auch in der siebten Auflage seiner konzeptionellen Ausrichtung treu. Neu ist das Experiment mit anderen Sparten, wie der Musik und dem Film.

Die 40 Veranstaltungen von literaTurm finden auch 2014 wieder rund um den OpernTurm in Frankfurt, aber auch an literarischen Stätten in Darmstadt, Wiesbaden und Kronberg statt. Das ist nur möglich dank der die städtischen Eigenmittel komplementierenden Förderung durch den Kulturfonds Frankfurt RheinMain, und auch der Gastfreundschaft der vielen Kooperationspartner, die dem Festival ihre Räume zur Verfügung stellen. Dafür gebührt allen großer Dank, tragen sie doch dazu bei, dass literaTurm sich zu einem Höhepunkt im kulturellen Leben dieser Stadt entwickelt hat und zu einem unverzichtbaren Teil der deutschen Literaturlandschaft geworden ist.

Sie, liebe Besucherinnen und Besucher, möchte ich ganz herzlich zu diesem spannenden und anregenden Literaturfestival einladen. Nehmen Sie sich Zeit für die Literatur.

Ihr
Professor Dr. Felix Semmelroth
Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main

 

Mit dem Thema „Literatur und Zeit“ greift das Festival literaTurm einen Topos auf, der aus dem 18. Jahrhundert stammt. Lessing hatte die Künste den Dimensionen Zeit und Raum zugeordnet und damit die Grundlage für ein komplexes Bezugssystem geschaffen. Im Veranstaltungsprogramm von literaTurm wird diese Überlegung ins 21. Jahrhundert und in die zeitgenössische Erzähltechnik überführt. Mit Hanns-Josef Ortheil und Martin Mosebach, Ulrike Draesner und Katja Petrowskaja, Feridun Zaimoglu und Thomas Lehr, Georg Klein und Volker Braun sind Autorinnen und Autoren zu Gast, in deren Werken „Zeit“ literarisch auf vielfältige Weise erfahrbar wird: als erzählte Zeit, als literarische Eigenzeit, als Moment, der seine Vergangenheit und Zukunft in sich trägt. Es ist nur folgerichtig, dass auch die Zeitkünste Musik und Film einen Raum im Festival bekommen: Der Dichter Ingo Schulze und das Ensemble Modern werden sich transdisziplinär dem Thema widmen, das Deutsche Filminstitut eine Filmnacht ausrichten.

literaTurm bietet allerdings nicht nur Veranstaltungen auf hohem Niveau in der Literaturstadt Frankfurt, sondern trägt mit Lesungen in Darmstadt, Wiesbaden und Kronberg auch zur Vernetzung in der Region bei. Dem erklärten Zweck des Kulturfonds Frankfurt RheinMain, die kulturelle Exzellenz der Region zu stärken, trägt das Festival damit in besonderer Weise Rechnung. In diesem Sinne wünscht der Kulturfonds den Veranstaltern und Mitwirkenden gutes Gelingen und dem Publikum viele anregende Abende!

Dr. Helmut Müller
Geschäftsführer Kulturfonds Frankfurt RheinMain