Römerberggespräche

 

55. Römerberggespräche
Deutsche Erinnerungskultur nach dem 7. Oktober: Zwischen Staatsräson und universellem Recht

SAMSTAG, 25. Mai 2023
10 Uhr – 17 Uhr
Chagallsaal, Schauspiel Frankfurt am Main


DAS THEMA

Die Einzigartigkeit der Shoa und die besondere Verantwortung Deutschlands gehören zum Identitätshaushalt der alten Bundesrepublik: Aus dem millionenfachen Mord an den europäischen Juden und Jüdinnen ergibt sich der Schutz jüdischen Lebens als Ultima Ratio bundesdeutscher Innen- und Außenpolitik. Spätestens seit dem 7. Oktober, dem Massaker der Hamas in Israel und dem darauf folgenden Krieg in Gaza zeigt sich, dass diese – nicht zuletzt im Historikerstreit der Jahre 1986 und 87 – mühsam errungene Erinnerungskultur nicht mehr als unhinterfragbare moralische Ressource taugt. Wie universell ist ein moralischer Standpunkt, der sich aus einer Schuld ableitet? Welche moralische Verpflichtung erwächst aus dem singulären Verbrechen der Deutschen für Menschen, deren Zugehörigkeit zu diesem Land fortwährend in Frage gestellt wird. Was wäre also eine zeitgemäße Erinnerungskultur und gelungene Aufarbeitung in unserer pluralen Gesellschaft? Und wie passen die besondere Verantwortung, die aus historischer Täterschaft erwächst, mit einer Sensibilität für das Leid und Elend der Gegenwart und Zukunft zusammen?

Moderation: Hadija Haruna-Oelker und Alf Mentzer

PROGRAMM

10:00 – David Dilmaghani
Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur

10:15 – Dan Diner
Die Bindung des Gedächtnisses – Über Deutschland, Israel und die Crux historischer Ethik

11:15 – Meron Mendel
Israels Sicherheit als deutsche Staatsräson: Geschichte eines umstrittenen Postulats

12:15 – Esther Schapira und Nazih Musharbash
Der Nahostkonflikt auf deutschem Boden

13:15 – MITTAGSPAUSE

14:15 – Asal Dardan, Alena Jabarine & Hannah Peaceman
Trotzdem sprechen. Von Bündnissen und Brüchen und deutscher Erinnerungskultur

15:45 – Kai Ambos
Wer setzt die Grenze? Rote Linien des Völker(straf)rechts als Rahmen deutscher Israelpolitik

17:00 – ENDE

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Die Debatten, die von der Stadt Frankfurt gemeinsam mit dem  Hessischen Rundfunk, der Fazit-Stiftung, der Frankfurter Rundschau und der Hessischen Landesregierung veranstaltet werden, sind eine spezifische Frankfurter Erfindung und zählen zu den Markenzeichen der Frankfurter Kultur.

Seit 1973 sind die Römerberggespräche Anstoß und Spiegel für intellektuelle Debatten von internationaler Aufmerksamkeit und ein beachteter intellektueller Seismograph der gesellschaftlichen Entwicklungen und Tendenzen. Sie wurden von Prof. H.W. Wirth in Verbindung mit dem damaligen Kulturdezernenten Hilmar Hoffmann gegründet. Die Expertengespräche wenden sich an eine interessierte städtische Öffentlichkeit. Wissenschaftler, Essayisten und Künstler erörtern im Rahmen des Kongresses politische, kulturelle und intellektuelle Themen der Gesellschaft, präsentieren wichtige Forschungsergebnisse und geben Ausblicke in künftige Prozesse. Das jeweilige Thema der Gespräche wird von einem ehrenamtlich arbeitenden Kuratorium festgelegt.