22.12.2017 - Was bleibt, was kommt: Kulturdezernentin zieht Bilanz und gibt einen Ausblick auf das kommende Jahr

 




Die Kulturdezernentin
Dr. Ina Hartwig

PRESSEINFORMATION
22.12.2017

Was bleibt, was kommt: Kulturdezernentin zieht Bilanz und gibt einen Ausblick auf das kommende Jahr

„Zeiten sind stets im Wandel, im Umbruch - das betrifft die Gegenwart in unseren Städten ebenso wie den Umgang mit unserer Vergangenheit. Hier sind besonders die Museen als Stätte unseres kulturellen Gedächtnisses gefordert. Das Museum der Zukunft soll kulturelles Erbe bewahren und gleichzeitig zum sinnlich fassbaren Erlebnis machen. Es soll einen Bildungsanspruch erfüllen und seine Themen bürgernah und demokratisch präsentieren. Seine Zukunft geht mit Einsatz neuer Technologien einher, die es zum Ort interaktiver Kommunikation mit dem Besucher werden lässt. Museen sind Plattformen, auf denen die Besucher Fragen stellen und sich einbringen können. Diese qualitativ neuen Ansprüche einer Inszenierung von Kultur im Zeitalter der Digitalisierung sind wegweisend für die Museumslandschaft der Stadt und darüber hinaus. Unsere Museen haben in diesem Jahr erste Antworten auf die Frage gegeben, wie Ausstellungshäuser für das 21. Jahrhundert gedacht werden müssen. Sie geben Impulse, die im internationalen Austausch den Blick nach Frankfurt lenken“, sagt Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig.

Dr. Ina Hartwig © juergen-bauer.com

Nach zehn Jahren Planung und sechs Jahren Bauzeit konnte das Historische Museum Frankfurt im Sommer diesen Jahres wiedereröffnet werden – es gehört nun zu den größten Stadtmuseen Europas. Das neue zeitgemäße Konzept entspricht den Anforderungen der digitalen Zukunft, indem es Besucher miteinbezieht und sie nicht nur an historischen, sondern auch aktuellen Themen teilhaben lässt. Mit dem Richtfest des Romantik-Museums ist ein weiterer Meilenstein des Museumserweiterungsbaus des Freien Deutschen Hochstifts erreicht. Am Großen Hirschgraben – im Herzen der Stadt – entsteht ein Museums-Ensemble, das seinesgleichen sucht. Dem Jüdischen Museum hingegen steht sein Richtfest im ersten Quartal 2018 noch bevor. Zu feiern gibt es auch etwas für das Kinder Museum: Nach über zehn Jahren an der Hauptwache kehrt es unter dem neuen Namen "Junges Museum" in den Saalhof zurück. Im Spätsommer 2018 wird dann auch Frankfurts historisches Herz auf dem Domhügel, der Archäologische Garten unter dem Stadthaus, wieder zugänglich sein. Die Mauern aus der Römer- und der Karolingerzeit sowie aus dem späten Mittelalter machen den Archäologischen Garten zu einem der wichtigsten Denkmäler dieser Art in Frankfurt. Damit erfährt das Museumsufer insgesamt eine konzeptionelle und bauliche Neuerung auf der Nordseite des Mains.

Die Machbarkeitsstudie für die Städtischen Bühnen wurde in diesem Jahr fertiggestellt und der Öffentlichkeit präsentiert. Angesichts der ermittelten hohen Kosten wurden die organisatorischen und strukturellen Annahmen der Studie überprüft. Im Mittelpunkt steht dabei die Sicherung des künstlerischen Betriebs und die damit zusammenhängende Qualität von Oper und dem Schauspiel Frankfurt. „Es ging zunächst darum, Einsparpotentiale vor allem auf der Grundlage von räumlicher Diversität und betrieblicher Auslagerung zu eruieren. Im nächsten Schritt müssen diese Überlegungen konkretisiert und die Kosten berechnet werden, um zügig einen Grundsatzbeschluss herbeizuführen“, so Dr. Ina Hartwig. In die weiteren Planungen sollen nach Wunsch der Kulturdezernentin auch der Kulturcampus als mögliche Interimslösung für die Bühnen einbezogen werden. Die Kulturdezernentin bekennt sich weiterhin zum Standort des Zweispartenhauses: „Die Theaterdoppelanlage gehört in das Zentrum unserer Stadt, das ist eine lebendige gelebte europäische Tradition und hat mit dem Willy-Brandt-Platz den denkbar besten Ort, den man sich für ein solches Haus und seine Besucherinnen und Besucher vorstellen kann.“

Veränderungen gab es an der Spitze von Frankfurts Kultureinrichtungen: Mit Spielzeitbeginn 2017/2018 trat Anselm Weber als Intendant des Schauspiels Frankfurt und Mitgeschäftsführer der Städtischen Bühnen Frankfurt die Nachfolge von Oliver Reese an. Für gleich drei Häuser steht im kommenden Jahr ein Generationenwechsel an: Das Archäologische Museum verabschiedete seinen langjährigen Leiter Prof. Dr. Egon Wamers, das Deutsche Filmmuseum seine langjährige Leiterin Claudia Dillmann und der Zoo seinen Direktor Prof. Dr. Manfred Niekisch in den Ruhestand. Prof. Dr. Susanne Gaensheimer wechselte vom MMK zur Kunstsammlung NRW. Zeitnah konnte Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig Nachfolgerinnen und Nachfolger mit einer gewichtigen Expertise, Fachwissen und Renommee für die vakanten Posten gewinnen und einen Generationenwechsel einleiten. Ab dem 1. Januar übernimmt die weltweit bekannte und geschätzte Kunsthistorikerin und Kuratorin Susanne Pfeffer die Leitung des MMK und kommt mit dem Erfolg der Biennale im Rücken nach Frankfurt. Dr. Wolfgang David wird das Archäologische Museum ab Beginn des neuen Jahres leiten und im Deutschen Filmmuseum übernimmt die Leitung Ellen M. Harrington, derzeit Leiterin der Sammlungen am Academy Museum of Motion Pictures in Los Angeles. Auch das Bewerbungsverfahren für die Nachfolge an der Spitze des Zoos Frankfurt wurde in diesem Jahr auf den Weg gebracht. Mit einer zeitnahen Entscheidung wird Anfang des neuen Jahres gerechnet. Damit ist es gelungen, ohne Vakanzen herausragende Persönlichkeiten an die Spitze der Frankfurter Häuser zu holen, von denen sich die Kulturdezernentin eine Weiterentwicklung, internationale Vernetzung und Ideen für die Kunstlandschaft der Mainmetropole und darüber hinaus verspricht.

Seit langem steht ein eigenständiges Kinder- und Jugendtheater auf der kulturpolitischen Agenda von Kulturdezernentin Hartwig. Ein Haus für Kinder, Familien und Interessierte an einem besonderen Ort Frankfurts: dem historischen Zoogesellschaftshaus. Ausgehend von einem zu erstellenden inhaltlich-strukturellen Konzept wird die Umnutzung und bauliche Sanierung des Zoogesellschaftshauses geprüft. Als Grundlage für die Konzepterstellung soll eine vergleichende Analyse bereits existierender Kinder- und Jugendtheater hinsichtlich inhaltlicher und ästhetischer Ausrichtung sowie Organisationsformen als auch der Raumbedarfe und möglicher Raumkonzepte dienen.

Mit insgesamt 36 Millionen, vier Millionen mehr als 2016, wurde die freie Szene in diesem Jahr gefördert. Insgesamt wurden damit bestehende Strukturen und Ensembles aus den Bereichen Literatur, Film, Musik, Theater und Bildende Kunst gestärkt und das Abwandern von Künstlerinnen und Künstlern in andere Städte verhindert. „Frankfurt gehört zu den besten Ausbildungsstädten mit gleich zwei renommierten Hochschulen. Es wäre bedauerlich, wenn die Künstler diese Stadt nach Ihrem Studium verlassen würden, weil sie keine ausreichenden Rahmenbedingungen zur künstlerischen Entfaltung vorfinden“, so Kulturdezernentin Hartwig. Mit der neu ausgeschriebenen Zwei- und Vier-Jahresförderung der Theater können sowohl Ensembles mit oder ohne eigener Spielstätte, aber auch die Infrastruktur von Produktionshäusern über einen Zeitraum von zwei oder vier Jahren unterstützt werden. „Ich freue mich sehr, dass wir durch die Erhöhung der Fördermittel nicht nur neue Ensembles aufnehmen konnten, sondern insbesondere auch kleinere Spielstätten unterstützen können“, sagt Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig: „Damit wurden die Weichen für die Weiterentwicklung und Sicherung der künstlerischen Qualität bis in die Stadtteile hinein gesichert und die künstlerische Basis und Vielfalt Frankfurts gestärkt.“

Im öffentlichen Raum sind in diesem Jahr zwei höchst bemerkenswerte Kunstprojekte entstanden. In Sachsenhausen erinnert eine Bronzeskulptur der schwedischen Künstlerin Filippa Pettersson an ein ehemaliges jüdisches Waisenhaus. Seine Bewohner, zuletzt 43 Kinder und Betreuer, wurden am 15. September 1942 in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. In Fechenheim haben sechs Windskulpturen von Silke Wagner das Potential, zu neuen Wahrzeichen des Stadtteils zu avancieren. Sie schmücken den Leinpfad und verbinden das Mainufer mit der Innenstadt. Auf dem Rathenauplatz erinnert seit August das Mahnmal „Graue Busse“ an die Euthanasie-Verbrechen der Nationalsozialisten und deren Opfer.

Kontinuierlich auf hohem Niveau sind die Bewerbungen für das Frankfurter Jazzstipendium. Der diesjährige Gewinner ist der Gitarrist und Komponist Max Clouth, der die Jury durch seine virtuose, vielschichtige und dabei in sich geschlossene Performance an der Gitarre überzeugte.

Auch die Tradition städtischer Literaturveranstaltungen wurde 2017 fortgesetzt. Veranstaltungen rund um die Literatur bereichern das städtische Kulturleben und dienen der Profilierung Frankfurts als Buch- und Literaturstadt. Von Seiten der städtischen Aktivitäten standen die im Juni veranstalteten „Frankfurter Lyriktage“ und OPEN BOOKS im Zentrum. Die im jährlichen Wechsel zu literaTurm vom Kulturamt kuratierten und organisierten Lyriktage haben sich zu einem der bundesweit wichtigsten Poesiefestivals entwickelt. Mit 36 Veranstaltungen und annähernd 100 Beteiligten an unterschiedlichen Orten in Frankfurt und der Region ist das Festival noch einmal deutlich gewachsen. Das städtische Lesefest zur Buchmesse, OPEN BOOKS, erlebte im neunten Jahr seines Bestehens mit 16.000 Besuchern einen Rekord, erstmals auch mit einem speziellen Programm für die kleinen Leser im Kinder Museum an der Hauptwache. Erstmals fand die Eröffnungsveranstaltung mit dem „Blauen Sofa“ aufgrund der großen Nachfrage in der Deutschen Nationalbibliothek statt.

Mit dem Frankfurter Kunstsommer wurde ein neues Format für die Frankfurter Off-Szene entwickelt mit dem Ziel, die vielen Einzelveranstaltungen zwischen Juni und August zu bewerben und im Bewusstsein der Frankfurter Stadtgesellschaft und den Gästen der Mainmetropole zu verankern. Die Veranstaltungen wurden erstmals auf einer kostenlosen App ART FFM gesammelt und gebündelt dargestellt. Mit rund 2500 Downloads in den Sommermonaten von Juni bis August war die App ein voller Erfolg.

Das gilt auch für den seit 1. Januar 2017 geltenden freien Eintritt für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren in die städtischen Museen. Rund 25 Prozent mehr Besucher unter 18 Jahren meldeten die städtischen Häuser schon nach dem ersten Quartal. Ein eindrucksvoller Trend, der auf eine weitere positive Entwicklung hoffen lässt. Eine Auswertung des gesamten Jahres wird zu Beginn 2018 von Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig vorgestellt. Auch Studierende der Frankfurt University of Applied Sciences haben seit dem Spätsommer die Möglichkeit, mit ihrem Studentenausweis18 Frankfurter Museen kostenfrei zu besuchen. Neben der Goethe-Universität Frankfurt ist die FRA-UAS die zweite Hochschule, mit der das Kulturdezernat eine Kooperation eingeht. Damit ist es nun rund 60.000 Frankfurter Studierenden möglich, kostenfrei die museale Vielfalt Frankfurts zu erleben. Ein weiterer Meilenstein auf dem Weg der kulturellen Teilhabe in Frankfurt ist erreicht. „Ich bin sehr froh, dass wir den freien Eintritt durchsetzen konnten. Das ist ein ganz wichtiges Signal. Kinder und Jugendliche können gar nicht früh genug für unsere Museen gewonnen werden, um kulturelle Reichtümer und Traditionen kennenzulernen. Man muss ihnen verdeutlichen: Diese Räume gehören auch euch.“

In den politischen Verhandlungen rund um die ab Januar 2018 geltende Tourismusabgabe galt es dem Kulturstandort Frankfurt und seiner Bedeutung gerecht zu werden. Schließlich gehen zahlreiche Besuche und Aufenthalte von Privatreisenden auf das vielfältige kulturelle Angebot zurück. Im Schulterschluss mit namenhaften Frankfurter Kultureinrichtungen gelang es, die Kulturförderung in der mittlerweile beschlossenen Tourismusbeitragssatzung gebührend zu berücksichtigen. Als ständiges Mitglied des neuen Beirats für Tourismus will sich Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig auch zukünftig dafür einsetzen, „dass ein angemessener Anteil des Tourismusbeitrags der Kunst- und Kulturlandschaft Frankfurts zu Gute kommt.“

Mit der Verabschiedung von Prof. Dr. Manfred Niekisch steht dem Zoo Frankfurt ein Generationenwechsel bevor. Der langjährige Direktor des Zoologischen Gartens konnte mit zahlreichen Bauvorhaben wie der Bärenanlage, dem neuen Zooeingang und der Quarantänestation den Zoo in den letzten Jahren weiterentwickeln. Mit dem Spatenstich für den Bau einer großzügigen Anlage für die Humboldt-Pinguine in diesem Jahr ist das vom Magistrat beschlossene 30-Millionen-Programm ausgelaufen. Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig knüpft an die Nachfolge von Prof. Niekisch die Erwartung, dass der Schwerpunkt auf Arten- und Naturschutz einerseits fortgeführt, andererseits der nächste Entwicklungsschritt für die Zukunft des Zoos unternommen wird. Teil des neuen Konzeptes für den Zoo soll auch der Eingang an der Rhönstraße sein. Seit dem 15. Juni öffnete das Kulturdezernat den Zoo wieder in Richtung des Stadtteils und seiner Bewohner. Rund 7.000 Menschen betraten über den Osteingang den Tierpark – ein voller Erfolg. Die Winterpause wird nun genutzt, weitere Planungen voranzutreiben. Angesichts des Besucherzuspruchs wird sich Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig für die langfristige Öffnung des Eingangs Rhönstraße einsetzen.

„Wir müssen unsere kulturelle Vielfalt in der Stadt schützen und den etablierten Häusern Rahmenbedingungen bieten, damit sie sich auch im nationalen Kontext weiterentwickeln können. Denn so investieren wir in die kulturelle Zukunft unserer Stadt und das bis in die Stadtteile hinein. Gerade in Zeiten des um sich greifenden, angst- und ressentimentgesteuerten Populismus müssen wir die komplexe, konstruktive und kreative Basis unserer Stadt stärken und Impulse für die Stadtgesellschaft einfordern. Denn die Verteidigung einer offenen Gesellschaft betrifft uns alle“, so Kulturdezernentin Dr. Ina Hartwig abschließend.
 

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