Samstag, 31.5.

 

Iwein Löwenritter – Erzählt nach dem Roman von Hartmann von Aue (Stadtbücherei, 16:00 Uhr)
Lesung für Kinder mit Felicitas Hoppe

Das Leben am Palast von König Artus ist zwar prächtig, aber öde. Der abenteuerlustige Ritter Iwein zieht in die Welt, verliert sein Herz, und mit dem Burgfräulein Laudine beginnt das Abenteuer seines Lebens. Felicitas Hoppe erzählt mit »Iwein Löwenritter« eines der berühmtesten Epen des Mittelalters neu. Es dreht sich alles um die Liebe, um Turniere, um feuerspeiende Drachen und die Ehre der Ritter. Zwar liegen diese turbulenten Ereignisse deutlich vor dem Jahrhundert, dem sich LiteraTurm in diesem Jahr widmet, aber einen so schönen, jüngst erschienenen Geschichtsroman für Kinder und Erwachsene konnten wir uns nicht entgehen lassen. Felicitas Hoppe hat den Roman ihren »vier furchtlosen Neffen« gewidmet. Wir widmen die Lesung den furchtlosen Kindern der Stadt Frankfurt.

Abtrünnig – Roman aus der nervösen Zeit (Lindner Main Plaza, 18:00 Uhr)
Lesung mit Reinhard Jirgl
Moderation Dieter Stolz

Als der in der DDR aufgewachsene und dort totgeschwiegene Schriftsteller Reinhard Jirgl 1995 seinen Roman »Abschied von den Feinden« veröffentlichte, kam dies einem »literarischen Ereignis« gleich. Seither hat er in monumentalen, die Kritik immer wieder aufs Neue begeisternden Romanen deutsche Geschichte und Gegenwart geschildert. »Abtrünnig«, sein neuestes Werk, spielt in den Jahren zwischen 2000 und dem Spätherbst 2004. Lothar Müller von der »Süddeutschen Zeitung« schreibt dazu: »Es klingt, als ob hier jemand das Gerüst eines Ost-West-Romans konstruiert, um die Erbschaften der alten Bundesrepublik und der untergegangenen DDR zu kontrastieren. Aber es gibt in diesem Roman keinen Kontrast zwischen dem marode gewordenen Sozialismus des Ostens und dem expandierenden Kapitalismus des Westens. Es gibt nur verschiedene Varianten des einen Leviathan, des Götzen und Fetisch ›Staat‹ und das eine Deutschland des faulen Friedens und des immerwährenden Krieges aller gegen alle.« Reinhard Jirgl liest eine eigens für die Veranstaltung bearbeitete Passage aus »Abtrünnig«.

Bryant Park (IG Metall – MainForum, 19:00 Uhr)
Lesung mit Ulrich Peltzer
Moderation Christian Metz (Goethe-Universität Frankfurt)

Der 11. September 2001 zieht sich als Riss durch die Wirklichkeit wie durch die Literatur. Der Anschlag auf das World Trade Center markiert das endgültige Ende des 20. Jahrhunderts und damit des Zeithorizontes, dessen literarischen Deutungen sich LiteraTurm widmet. In Ulrich Peltzers »Bryant Park« aus dem Jahr 2002 ist »nine eleven« noch knallharte Gegenwart. Mit einem Hieb zerschlägt der Terroranschlag die Erzählung, die den vorangehenden New Yorker Sommer noch in gezoomten und filmisch geschnittenen Impressionen eingefangen hat. Dann, mit dem 11. September 2001 die Zäsur und der abrupte Wechsel in das realistisch er - zählte Protokoll des Tages, den der Ich-Erzähler in Berlin erlebt. Die Gleich zeitigkeit aus medial multiplizierten Bildern (»oh my god, oh my, schreit eine Frau im Inneren der Bilder des Fernsehgerätes«) und der Kommunikation mit zwei Freundinnen, die nur einen knappen Kilometer entfernt von den Twin Towers wohnen (»how das collapsed. Waahhhnsinn!«, schreibt eine der beiden), lässt eine eigene Surrealität entstehen. Mit »Bryant Park« ist ein Buch zu entdecken, das – so ein Kritiker – die immer wieder behauptete Unvereinbarkeit von Erzählung und Avantgarde widerlegt.

Usambara (Lindner Main Plaza, 19:30 Uhr)
Lesung und Gespräch mit Christof Hamann und Georg Zizka (Goethe-Universität Frankfurt)
Moderation Christoph Schröder (Frankfurter Rundschau)

Die Familienfama will, dass der Erfurter Gärtner und Abenteurer Leonhard Hagebucher bei einer Expedition ins ehemalige Deutsch-Ostafrika das Usambaraveilchen entdeckt habe. Leider sei das zarte Pflänzchen bei einem Überfall durch kriegerische Araber verloren gegangen. Doch die unvergessene Heldentat des Urgroßvaters spornt seinen Urenkel zu einem Abenteuer auf dessen Fährten an. Der »Kilimandscharo-Benefi t-Run« bietet dazu die passen de Gelegenheit. Doch war der alte Hagebucher wirklich jemals auf dem »höchsten Berg« des Deutschen Kaiserreiches? In seinem Roman »Usambara« montiert Christof Hamann virtuos die Entdeckungsreise des Urgroßvaters mit der Reise des Ich-Erzählers – bis an den Punkt, an dem Erinnerung und Gegenwart zu verschmelzen scheinen. Mit den Forschungsreisen des Geografen und Verlegers Hans Meyer in die deutsche Kolonie Ostafrika hat Hamann zudem eine historische Folie angelegt, die nicht in den Nationalsozialismus führt, sondern an die Wurzeln von Nationalismus und Rassismus reicht. Der Frankfurter Biologe Georg Zizka wird sich mit Christof Hamann über das Buch und die Botanik in kolonialen Zeiten unterhalten.

Lesebühne (Städelschule, 20:30 Uhr)
mit Matthias Göritz, Uli Hannemann, Jakob Hein, Falko Hennig und Dirk HülsTrunk
Im Anschluss LiteraTurm-Party mit Jo van Biscoping & Jean-Luc Borowski

Die popliterarische Deutung des 20. Jahrhunderts, das meint Ironie, Lakonie, Tempo und Kurzweile. Das bedeutet aber auch zu sampeln, das Gewesene mit dem Jetzt, die eigene Jugend mit der von heute, das Erfundene mit dem Realen – oder hat Erich Honecker wirklich, wie Jakob Hein fantasiert, einen Antrag zur ständigen Ausreise aus der DDR gestellt? Wir haben drei Meister der Berliner Lesebühnenszene mit zwei Frankfurtern zusammengebracht und überlassen ihnen die Regie. Alles weitere schreibt hoffentlich Geschichte.