Montag, 26. Mai

18.30 Uhr
Angelika Klüssendorf "April"
Moderation: Sonja Vandenrath
Ort: General Electric, Bockenheimer Landstraße 2-4
Eintritt: 8 / 6 Euro


Angelika Klüssendorfs sperrige Heldin ist zurück. Entronnen dem Kindheitstunnel aus familiärer Gewalt und schwarzer DDR­-Pädagogik, lässt sie sich durch das Leipzig der siebziger Jahre treiben. Alkoholexzesse, Promiskuität und selbst die verrufene Psychiatrie schützen „April“ vor der Anpassung an ein Land, das wie sein politisches System ist; eng, grau, verrottet und spießig. Doch wie den eigenen Kopf entwickeln und den immer noch viel zu dünnen Körper fühlen, wenn Mann und kleiner Sohn dem Eigensinn Grenzen setzen? Und was ändert sich für die lebenshungrige junge Frau mit der Umsiedlung nach West­Berlin? Angelika Klüssendorf hat mit „April“, dem Nachfolgeroman von „Das Mädchen“, den sie 2012 bei literaTurm vorstellte, ein ebenso packendes wie ergreifendes Buch geschrieben. In einer klaren und präzisen Sprache erzählt sie von einer deutsch­deutschen Heldin neuen Typs, die uns unter die Haut kriecht.

Sonja Vandenrath leitet literaTurm.
Angelika Klüssendorf ist amtierende Stadtschreiberin von Bergen. „April“ (Kiepenheuer & Witsch, 2014) setzt ihren Roman „Das Mädchen“ fort, der 2011 auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis stand.

18.30 Uhr
Volker Braun "Werktage 2"
Moderation: Alf Mentzer
Ort: BHF­-Bank, Bockenheimer Landstraße 10
Eintritt: 8 / 6 Euro

„die zeit ist da, auf die wir hingearbeitet haben. nun verlangt sie konsequenz.“ Erster Eintrag 2. Januar 1990. Der Anfang des zweiten Bandes von Volker Brauns Arbeitsjournal fällt zusammen mit einer Zeitenwende, die einen tiefen Einschnitt im Leben und Schaffen des 1939 in Dresden geborenen Schriftstellers bedeutete. Trotz vieler Rückschläge und Enttäuschungen, die bis hin zum Austritt aus dem Schrift­stellerverband der DDR führten, waren Brauns ästhetische Bestrebungen stets im Vertrauen auf die Durchsetzbarkeit der Vernunft gegründet. Der zweite Band der „Werktage“ verarbeitet nun das Scheitern der sozialistischen Utopie und legt Denk­ und Arbeitsprozesse unter den Bedingungen des wiedervereinigten Deutschlands frei. Musste der freie Geist zunächst jahrzehntelang gegen die Zensurauflagen bornierter Parteiapparatschiks ankämpfen, droht er nach der Wende in den Mühlen des Kulturbetriebs zerrieben zu werden.

Volker Braun ist Lyriker, Dramatiker, Essayist und Prosaautor und lebt in Berlin. 2000 wurde er mit dem Georg­-Büchner­-Preis geehrt. „Werktage 2“ (Suhrkamp) setzt den ersten Band von 2009 fort.
Alf Mentzer leitet die Literaturredaktion von hr2­kultur.

18.30 Uhr
Matthias Hoch, Andreas Maier & Michael Schumacher "Silver Tower"
Moderation: Jakob Hoffmann
Ort: Leonardo & Co., Bockenheimer Landstraße 2-4
Eintritt: 8 / 6 Euro


Die alte Bundesrepublik ist Geschichte – das wird beim Betrachten der Fotografien des leer geräumten Dresdner Bank­-Hochhauses einmal mehr klar. Der Silver Tower, das schönste Hochhaus in Frankfurt am Main, wurde 1978 als Sitz der Konzernzentrale eingeweiht. Nach der Übernahme durch die Commerzbank im Jahre 2009 wurde das Gebäude geräumt. Der Fotograf Matthias Hoch erforschte zwischen 2009 – 2011 in seiner Fotoserie „Silver Tower“ das Hochhaus im Moment des Leerstands. In fein strukturierten Oberflä­chen, in diffusen Licht­ und Schattenverhältnissen geben die verlassenen Räume der Kamera ihre Spuren preis.

Matthias Hoch ist bildender Künstler und Fotograf und lebt in Leipzig. Seine Fotografien, die Bahnhöfe, Logistikzentren und Hochhäuser zeigen, sind „adäquate Bilder für die postindust­rielle Gesellschaft“ (F.A.Z.).
Michael Schumacher ist zusammen mit Till Schneider Grün­der und Geschäftsführer des Architekturbüros Schneider + Schumacher, das den Silver Tower von 2009 bis 2011 sanierte und revitalisierte.
Jakob Hoffmann gehört zum Programmkomitee von text&beat at orange peel.
Andreas Maier lebt als freier Schriftsteller in Frankfurt am Main. Seine Romane „Das Zimmer“, „Das Haus“ und „Die Straße“ (alle Suhrkamp) bilden den Anfang einer autobiographischen Romanserie.

20 Uhr
Beat Furrer & Uwe Kolbe "Zeit am Werk I"
Moderation: Marie Luise Maintz
Ort: General Electric, Bockenheimer Landstraße 2-4
Eintritt: 8 / 6 Euro


Literatur und Musik nennt man auch die Künste der Zeit. Es ist das Moment der Linearität, das sie verbindet. Doch welche Beziehung haben Dichter und Komponisten heute zur Zeit? Welchem Zeitbegriff sind sie verpflichtet? Und welche Formen der künstlerischen Modellierung und Materialisie­rung von Zeit sind für sie relevant? In drei Veranstaltungen gehen zeitgenössische Komponisten und Lyriker der Frage nach erzeugten Zeitgefühlen nach, diskutieren über Bezüge, Analogien und Differenzen im jeweiligen Umgang mit der Zeit und illustrieren dies anhand von Musikstücken und ihren Gedichten.

Uwe Kolbe ist Lyriker und Prosaautor und lebt in Berlin. Er wurde unter anderem mit dem Stipendium der Villa Massimo, dem Hölderlin-­Preis und dem Heinrich-Mann-­Preis ausgezeichnet. „Die Lüge“ (S. Fischer, 2014) ist sein Debütroman.
Beat Furrer ist Professor für Komposition an der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz und gründete das Klangforum Wien. Sein Hörtheater „FAMA“ wurde 2006 mit dem Goldenen Bären der Biennale Venedig ausgezeichnet.
Marie Luise Maintz ist Musikwissenschaftlerin und Projekt­leiterin für zeitgenössische Musik und Dramaturgie beim Bärenreiter­-Verlag.

20 Uhr
Feridun Zaimoglu "Isabel"
Moderation: Felicitas von Lovenberg
Ort: BHF­-Bank, Bockenheimer Landstraße 10
Eintritt: 8 / 6 Euro


Eisige Zeiten im so hippen Berlin von heute. Der Weg von der Sonnenseite des Lebens ins soziale Abseits kann hier sehr kurz sein. Mit „Worten wie Eissplitter“ (Spiegel) erzählt Zaimoglu in seinem neuen Roman von der türkischstämmigen Isabel, die nach dem Rausschmiss aus der gelackten Wohnung ihres ebenso gelackten Freundes in der „Platte“ landet. Von da an streunt sie durch die Stadt, trifft Transvestiten, Flaschenpflücker und Obdachlose, und gerät immer mehr in das gewalttätige Leben Anderer. Zaimoglu hat einen Berlin Roman geschrieben, der dort spielt, wo weder Hipster noch der Easy­Jetset hinkommen; in den Mietskasernen der Elenden von heute, dort, wo das Leben kälter und rauher, aber auch wahrer ist.

Feridun Zaimoglu ist Schriftsteller und bildender Künstler und lebt in Kiel. Bekannt wurde er mit dem Buch „Kanak Sprak“ (Rotbuch, 1995). „Isabel“ (Kiepenheuer & Witsch, 2014) ist sein aktueller Roman.
Felicitas von Lovenberg ist Feuilletonredakteurin und leitet das Ressort „Literatur und Literarisches Leben“ der F.A.Z.