Hessischer Film- und Kinopreis

 

Am Freitagabend, 18. Oktober 2019, ereignete sich in der Alten Oper die Verleihung des 30. Hessischen Film- und Kinopreises. Neben Persönlichkeiten aus der Politik, wie Hessens Kunst- und Kulturministerin Angela Dorn sowie Ministerpräsident Volker Bouffier, waren Schauspielerinnen und Schauspieler wie etwa Jürgen Prochnow, Luise Befort, Jannis Niewöhner, Katharina Marie Schubert, Hanns Zischler, Ursula Karven und David Bennent zu Gast.

Die Jubiläumsveranstaltung war inhaltlich gesehen eine ganz besondere: Noch mehr als sonst wurde die Faszination für Kino und Film gefeiert, mit einer zwar gewöhnungsbedürftigen Ästhetik, welche etwa Ausschnitte aus THELMA AND LOUISE, 2001: A SPACE ODYSSEY und HIGH LIFE von Claire Denis in eine Reihe stellte, doch Fotos und Impressionen von Filmemacherinnen wie Maya Deren und der im Januar 2019 verstorbenen Jocelyne Saab auf der großen Leinwand hat man zweifelsohne beim Hessichen Filmpreis nicht erwartet. Den Veranstaltern ging es unzweifelhaft darum, nicht nur das Kino, sondern auch die zahlreichen Frauen vor und hinter der Kamera zu würdigen. Die Preisträgerinnen, allen voran Maryam Zaree, die mit dem Newcomerpreis ausgezeichnete Regisseurin und Drehbuchautorin von „Born in Evin“, aber auch Preisträger und Laudatoren, ließen sich es auch nicht nehmen, die Bühne für persönliche Stellungnahmen zu nutzen. Die darin enthaltene Kritik zielte nicht zuletzt auf die aktuelle gesellschaftspolitische Entwicklung, welche vermutlich keine Verleihung zuvor derart intensiv beeinflusste. 
Begrüßenswert ist die erstmalige Vergabe des durch den Hessischen Ministerpräsidenten vergebenen Ehrenpreises an das DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, welches, 1949 in Wiesbaden gegründet, dieses Jahr sein 70-jähriges Bestehen feiert. Laudator Hanns Zischler fand deutliche Worte, um die nationale Kulturpolitik zum Umdenken hinsichtlich der Notwendigkeit eines nachhaltigen Schutzes des deutschen Filmerbes aufzurufen.

 

Die Gewinner:

Hessischer Filmpreis – Spielfilm: „Bruder Schwester Herz“ von Tom Sommerlatte. Nominiert waren außerdem „Crescendo“ von Dror Zahavi und „Ostwind‘ – Aris Ankunft“ von Theresa von Eltz. Der Gewinner erhält 24.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 4.000 Euro Nominierungsgeld.

Hessischer Filmpreis – Dokumentarfilm: „Why are we creative?“ von Hermann Vaske. Nominiert waren außerdem „Adelheid, Kornelius und die Töde“ von Kirstin Schmitt und „Born in Evin“ von Maryam Zaree. Der Gewinner erhält 20.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 4.000 Euro Nominierungsgeld.

Hessischer Filmpreis – Kurzfilm: „See der Freude“ von Aliaksei Paluyan. Nominiert waren außerdem „Der kleine Achill“ von Sebastian Jansen und „Rea“ von Joanna Bielinski. Der Gewinner erhält 4.000 Euro Preisgeld, alle drei Nominierten je 1.000 Euro Nominierungsgeld.

Hessischer Drehbuchpreis: Frauke Lodders für „Am Ende des Sommers“ über ein Geschwisterpaar, das in einer sehr strenggläubigen Familie aufwächst. 7.500 Euro Preisgeld.

Hessischer Newcomerpreis: Maryam Zaree für „Born in Evin“ über ihre eigene ganz persönliche Beziehung zum iranischen Khomeini-Regime: Sie selbst wurde 1983 im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran geboren und widmet sich, berührend und unterhaltsam zugleich, diesem bislang in ihrer Familie verdrängten Kapitel. 7.500 Euro Preisgeld.

Sonderpreis der Jury des Hessischen Filmpreises: Caroline Link für „Der Junge muss an die frische Luft“, eine Verfilmung von Hape Kerkelings gleichnamiger Autobiografie. Der Sonderpreis ist undotiert.

Hessischer Hochschulfilmpreis: Joschua Keßler, Absolvent der Hochschule Darmstadt, für seinen Abschlussfilm „Pech und Schwefel“. 7.500 Euro Preisgeld.

Hessischer Fernsehpreis – Beste Schauspielerin: Emma Bading für ihre Rolle in „Play“. Nominiert waren außerdem Katharina Marie Schubert für den Tatort „Falscher Hase“ und Anna Schudt für „Zwischen zwei Herzen“. Der Preis ist undotiert.

Hessischer Fernsehpreis – Bester Schauspieler: Uwe Ochsenknecht für seine Rolle in „Labaule & Erben“. Nominiert waren außerdem Peter Kurth für den Tatort „Der Angriff“ und Jannis Niewöhner für „Jonathan“. Der Preis ist undotiert.

Sonderpreis der Jury des Hessischen Fernsehpreises: Laura Tonke und Ronald Zehrfeld in „Bist du glücklich?“. Der Preis ist undotiert.

Ehrenpreis des Hessischen Ministerpräsidenten: DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, welches sich nun seit 70 Jahren in Hessen um die Vermittlung von Film und Kino in Form von Ausstellungen, Filmvorführungen, Festivals, Archiven, Online-Projekten, Forschung und Digitalisierung verdient macht. Der Preis ist undotiert.

Bei den Hessischen Kinopreisen für gewerbliche Kinos wurden Preisgelder von insgesamt 120.000 Euro vergeben an:
Kino Traumstern in Lich, Programmkino Rex, Darmstadt, Filmladen Kassel, BaLi-Kinos Kassel, Mal Seh’n Kino in Frankfurt, Orfeo’s Erben in Frankfurt, Harmonie Kinos Frankfurt, Kammer-Palette-Atelier Marburg, Kult Kinobar Bad Soden, Lichtspielhaus Lauterbach und Capitol Kino Witzenhausen.
Nichtgewerbliche Kinos, Kommunale Kinos und Abspielstätten erhalten insgesamt 30.000 Euro:
Kommunales Kino Eschborn, Filmforum Höchst in Frankfurt, Filmkreis – Das Unikino Darmstadt, Kino des DFF - Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt, Pupille - Kino in der Uni in Frankfurt, Naxos-Kino in Frankfurt, Murnau Filmtheater Wiesbaden, Caligari-Filmbühne Wiesbaden, Kommunales Kino Weiterstadt und das Trauma Kino im G-Werk Marburg.

 

Die ausgezeichneten Filme sind auch in hessischen Kinos zu sehen: In Frankfurt etwa zeigt das Mal seh’n Kino „Born in Evin“ bis 30.10. im regulären Programm, das Filmforum Höchst am 4.12. um 20.30 Uhr.

 

Über den Hessischen Film- und Kinopreis
Seit 1989/1990 zeichnet das Land Hessen einmal jährlich Filmemacher und Kinobetreiber mit dem Hessischen Film- und Kinopreis aus. Der Hessische Film- und Kinopreis ist eine Veranstaltung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst in Kooperation mit der HessenFilm und Medien GmbH. Es stehen Preisgelder in Höhe von insgesamt 247.500 € zur Verfügung.


Die Kategorien:

Der mit insgesamt 75.000 € ausgestattete Hessische Filmpreis erreicht den Regisseur oder die Regisseurin des ausgewählten Spiel-, Dokumentar- und Kurz- oder Experimentalfilms. Der Preis kann höchstens auf drei Filme verteilt werden. Voraussetzung ist ein Hessenbezug des Films oder des/r Produzenten/in.

Der Hessische Drehbuchpreis in Höhe von 7.500 € wird an den/die jeweilige/n Autor/in des Drehbuches vergeben. Vorraussetzung ist ein „Hessenbezug“ der Person selbst oder der eingereichten Arbeit.

Der Hessische Hochschul-Filmpreis ist mit 7.500 € dotiert und wird für den besten Abschlussfilm eines Studiums an einer hessischen Ausbildungsstätte der Absolventin oder dem Absolventen verliehen.

Seit 2017 wird der mit 7.500 Euro dotierte Newcomerpreis durch den Kunst- und Kulturminister vergeben.

Die Fertigstellung des eingereichten Films bzw. Drehbuchs dürfen nicht länger als ein Jahr zurückliegen. Vergeben werden die Film-, Drehbuch- und Hochschulfilmpreise aufgrund des Vorschlags einer unabhängigen Preisjury. Die Preisjury für den Hessischen Filmpreis wird vom Hessischen Minister für Wissenschaft und Kunst auf Vorschlag der HessenFilm und Medien GmbH berufen.

Der Hessische Kinokulturpreis für gewerbliche Kinos ist mit insgesamt mit 120.000 Euro dotiert und wird für herausragendes kulturelles Engagement verliehen. Der Hessische Kinokulturpreis für kommunale Kinos wird an nicht gewerblich betriebene Abspielstätten, kommunale Kinos und Kinoinitiativen verliehen. Die Auszeichnung honoriert hervorragende Leistungen im Bereich des nicht gewerblichen Abspiels und ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Die Auswahl der Preisträgerinnen und Preisträger für den Hessischen Kinokulturpreis trifft die Jury „Abspiel“ der HessenFilm und Medien GmbH.

Außerdem verleiht der Intendant des Hessischen Rundfunks den Hessischen Fernsehpreis in den Kategorien "Bester Darsteller" und "Beste Darstellerin", den der hr in Zusammenarbeit mit der HessenFilm und Medien GmbH vergibt. Die Mitglieder der jeweils auf zwei Jahre berufenen unabhängigen Fernsehpreisjury des hr entscheiden jährlich im Herbst über die Auszeichnung für herausragende schauspielerische Leistungen im Fernsehspiel. Der Hessische Fernsehpreis ist undotiert.

Seit 2003 vergibt der Hessische Ministerpräsident im Rahmen der Verleihung der Hessischen Film- und Kinopreise einen Ehrenpreis. Diese Auszeichnung für besondere Leistungen im Film- und TV-Bereich ist nicht dotiert und wird in einem internen Auswahlverfahren vergeben.

Bis 2014 wurde außerdem die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung "Beste internationale Literaturverfilmung" von der Frankfurter Buchmesse vergeben, um die enge Verbindung von Buch- und Filmbranche zu verdeutlichen.

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